Die Quartiersentwicklung in Baden-Württemberg ist eine echte Bürger*innen-Bewegung geworden. Die im Jahr 2017 durch das Sozialministerium ins Leben gerufene Strategie „Quartier 2020 – Gemeinsam.Gestalten.“ hat bereits weit über 300 der 1.100 Kommunen im ganzen Land mit ihren Angeboten zur Förderung der alters- und generationengerechten Quartiersentwicklung erreicht.
Welche Dynamik das Programm und seine im Juli gestartete Fortsetzung „Quartier 2030“ vor Ort ausgelöst haben und noch auslösen, davon hat sich Manne Lucha im Rahmen seiner Sommertour als Wahlkreisabgeordneter in Tettnang überzeugt.
In der Diakonie Pfingstweid ließ sich Lucha deren „Masterplan 2030“ erläutern. Der diakonische Träger mit Sitz im Tettnanger Ortsteil Kau bewegt sich im wahrsten Sinne des Wortes auf die Stadt zu: Das bisherige Einrichtungsgelände, die „Sonderwelt“ einer Behinderteneinrichtung, entwickelt sich konsequent in Richtung städtisches Quartier. Durch neu zu bauende Häuser, aber auch dadurch, dass im neuen Quartier keinesfalls nur mehr Menschen mit Behinderung wohnen sollen. Vorstand Lars Kehling: „Wir wollen die Menschen mit Handicap noch stärker in unsere Stadt reinbringen“. Bürgermeister Bruno Walter bestätigte den Pfingstweid-Verantwortlichen, dass sie mit größter Transparenz zu Werke gingen: „Diakonie, Ortschaft und Stadt ziehen an einem Strang“. Dass sich die Pfingstweid inhaltlich, baulich und räumlich hin zur Stadtgesellschaft öffne, sei „eine Denke, die wir uns antrainieren mussten“, wie Vorstand Lars Kehling sagte. Nun aber sei man entschlossen, ein „Muster-Inklusionsquartier“ zu gestalten.
Manne Lucha beglückwünschte die Pfingstweid ausdrücklich zum eingeschlagenen Weg: „das, was Sie planen, ist der Stadtteil der Zukunft, ein mutmachendes Projekt“.
Nur wenige hundert Meter davon entfernt ist das, was in der Pfingstweid noch Zukunft ist, schon Realität: im „Quartier St. Anna“, einem modernen Neubauviertel, in dem seit kurzem 200 Menschen mit 24 Nationalitäten leben. Quartiersmanagerin Mareike Labourdette und Bürgermeister Bruno Walter erläuterten nochmals die Idee hinter dem Projekt. Baugenossenschaften, die katholische Kirche als Grundeigentümer, die Stadt und die Stiftung Liebenau hatten sich zusammengetan, um in kürzester Zeit ein Quartier zu verwirklichen, das preisgünstigen und dennoch attraktiven Wohnraum bietet, das Menschen mit und ohne Handicap eine Heimat ermöglicht.
Quartiersmanagerin Mareike Laborudette schilderte anschaulich, wie Sie die Menschen, die einander alle vorher nicht kannten, zusammbringt und einander bekanntmacht. Dadurch seien im Quartier schon viele Initiativen der Bewohner entstanden. Manne Lucha lobte das Engagement und nannte die Arbeit der Quartiersmanagerin unverzichtbar: „Die Quartiersarbeit ist neben dem Integrationsmanagement die hohe Schule der sozialen Arbeit“. Interessanter Nebeneffekt des neuen Quartiers: stand die Kapelle St. Anna bisher eher unverbunden zur umgebenden Stadt auf der grünen Wiese, ist sie nun Herzstück des Quartiers geworden. „Die Kirche ist zum Dorf gekommen“, stellten Lucha und Bürgermeister Walter übereinstimmend fest. Und Manne Lucha lobte die Tettnanger*innen insgesamt: „Was ich heute gesehen habe, sind Beispiele für eine geglückte Urbanisierung“.