Wohnhaus für junge Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen in Friedrichshafen
Für junge Menschen mit psychischer Erkrankung ist es oft schwierig, an der Schwelle zum Erwachsenenalter bruchlos weiter angemessene Behandlungs- und Betreuungsangebote zu erhalten. Hier klafft, beim Übergang von der Jugendhilfe in die Eingliederungshilfe, eine Lücke. Diese wird demnächst - erstmalig in Deutschland und damit beispielhaft - durch die „Wilde 13“ geschlossen, ein Wohnhaus für bis zu zehn junge Menschen mit psychischer Erkrankung in Friedrichshafen. Sozial- und Integrationsminister Manne Lucha ließ es sich nicht nehmen, selbst zum Richtfest zu kommen – nicht zuletzt deshalb, weil er genau an dieser Stelle seine berufliche Laufbahn in der Sozialpsychiatrie begonnen hatte.
Träger des Angebots ist der Verein Pauline 13, benannt nach seinem ersten Domizil, der Paulinenstraße 13 in Friedrichshafen am Bodensee. Dort entsteht auch der rund 1,8 Millionen Euro teure Neubau, der in der zweiten Jahreshälfte 2022 fertig werden soll, nachdem das alte Haus im Jahr 2017 abbrannte. Pauline 13 hat sich dem Vereinszweck verschrieben, die soziale Psychiatrie im Bodenseekreis zu fördern und bietet gemeindenahe, qualifizierte Beratung, Vermittlung und Begleitung psychisch kranker Menschen und deren Familien im gesamten Bodenseekreis. Wie Dr. Ulrike Amann, Geschäftsführende Vorsitzendes des Vereins sagte, sei man zwar außerordentlich froh über dieses neu entstehende Wohnangebot: „Wir haben aber nach wie vor große Probleme, für unsere Klientel Wohnraum in der Region zu finden“.
Das Angebot der „Wilden 13“, wie das Wohnhaus in Anlehnung an den berühmten Jugendroman „Jim Knopf und die Wilde 13“ von Michael Ende einerseits, aber auch nach der Adresse Paulinenstraße 13 in Friedrichshafen genannt wird, richtet sich an „junge Menschen, die durch alle Systemraster fallen beim Übergang von der Jugend- in die Erwachsenenwelt“ wie Minister Lucha beim Richtfest sagte.
Er dankte einerseits seinen Kolleginnen und Kollegen aus der vielfältig gegliederten psychiatrischen Versorgungslandschaft insbesondere im Bodenseekreis für ihre jahrzehntelange Pionierarbeit in der Sozialpsychiatrie, die landes- und bundesweit nach wie vor vorbildlich sei. Andererseits hob Lucha auch das Engagement der Stadt Friedrichshafen hervor. Zum Beispiel prange an der Fassade des Gemeindepsychiatrischen Zentrums, nur wenige Schritte stadteinwärts von „Pauline 13“ gelegen, das Logo in großen, unübersehbaren Lettern – „und nicht klein und verschämt“. Er sei „sehr stolz darauf“, sagte er in Richtung des Friedrichshafener Oberbürgermeisters Andreas Brand, „dass in dieser Stadt niemand ausgegrenzt wird und niemand durch den Rost fällt“. Das Richtfest, so der Minister, sei damit auch ein „Tag des Miteinanders und des gesellschaftlichen Zusammenhalts“.