Als er den Besuch in der Stiftung KBZO für diesen Sommer zugesagt hatte, war Manne Lucha noch „einfacher Abgeordneter“. Doch gekommen ist er dann als Minister.
Er hoffe, das störe nicht allzu sehr, sagte Lucha zur Begrüßung. Eingeladen hatte ihn die Schülermitverantwortung. Und er nahm sich viel Zeit für die Fragen der jungen Menschen mit Behinderung.
Die wollten von ihm wissen, „wie man sich so als Minister fühlt“, warum es immer noch Busse und Züge gibt, in die man mit dem Rollstuhl nicht hineinkommt, warum es die Schulpflicht gibt, „wo doch 95 Prozent von uns überhaupt keinen Bock auf Schule haben“, wieso Anträge auf Unterstützungsleistungen für Menschen mit Behinderung so kompliziert formuliert sind, dass sie kein Mensch versteht. „Hallo Herr Lucha“, liest ein junger Mann von seinem Zettelchen vor: „Warum muss ich für jedes Hilfsmittel, das ich benötige, so schwer kämpfen?“.
Die Schülerinnen und Schüler hatten sich intensiv auf die Gesprächsstunde mit dem Minister vorbereitet, das war deutlich zu merken. Manne Lucha, der nicht wenige der knapp 100 Menschen im Raum persönlich kannte, bemühte sich, fachlich fundiert und gleichzeitig verständlich zu antworten. Dem jungen Kritiker der Schulpflicht hielt er entgegen, dass „es ja vor allem ein Recht auf Schule ist, diese Schulpflicht“. Klar habe er als Schüler „auch oft gemotzt“, aber hinterher festgestellt, dass „es die beste Zeit meines Lebens war“. Die Schule sei der Ort, wo sie als junge Menschen mit Behinderung eben auch lernten, selbstbewusst für ihre Rechte einzustehen. Lucha lobte denn auch gleich die engagierten Pädagoginnen und Pädagogen des KBZO für deren „wichtige Arbeit“.
Er warb um Verständnis dafür, dass noch nicht jeder Bus auf jeder Strecke zu jeder Tageszeit behindertenfreundlich sei und forderte die Jugendlichen auf, gemeinsam mit ihm an diesem Ziel festzuhalten und dafür zu kämpfen. „In der Gesellschaft, die wir anstreben, fahrt Ihr nicht mehr in besonderen Kleinbussen durch die Gegend, sondern in dem Bus, in dem alle anderen auch fahren.“ Lucha erklärte den staunenden Schülerinnen und Schülern, dass nicht er selbst die Termine in seinen Kalender schreibt und private Termine „blocken“ muss: „Sonst sind die auch gleich weg.“ Dennoch mache ihm seine Arbeit großen Spaß.
Lucha diskutierte nach dem Schülergespräch mit den Verantwortlichen und dem Werkstattrat, der Vertretung der Beschäftigten, in der benachbarten IWO (Integrations-Werkstätten Oberschwaben) und schloss seinen Besuch mit einem Gespräch mit den Vorständen der Stiftung KBZO, Dr. Ulrich Raichle und Matthias Stöckle, ab.