„Mit Innovation aus der Krise“ – unter diesem Titel haben die beiden grünen Landtagsabgeordneten aus dem Kreis Ravensburg, Petra Krebs aus Wangen und Manne Lucha aus Ravensburg, Ministerpräsident Winfried Kretschmann zum virtuellen Kreisbesuch eingeladen. Mit dabei drei Unternehmer aus der Region, die für Hightech und Innovation stehen: Wenglor aus Tettnang, Gläss Software Automation aus Weingarten und Candor Bioscience aus Wangen im Allgäu.
Manne Lucha stellte sie als innovative Unternehmen aus der Region in der Gesundheitswirtschaft vor. Um Gesundheitswirtschaft ging es auch Kretschmann. „Mir geht es bei solchen Besuchen hauptsächlich darum, mir anzuhören, was unsere Unternehmen zu sagen haben“, eröffnete Kretschmann getreu seinem bekannten Motto von der „Politik des Gehörtwerdens“. Er habe nicht nur den Strategiedialog in der Automobilindustrie begründet, sondern eben auch den mit der Gesundheitswirtschaft. In diesem Bereich sei Baden-Württemberg stark.
Der Regierungschef erinnerte an die Region Tuttlingen, die weltweit vor allem durch Unternehmen der Medizintechnik bekannt sei. Hinzugekommen sei auf der Achse von Friedrichshafen über Ravensburg, Biberach, Laupheim und Ulm, also auf dem „Oberschwabengürtel“, ein zweiter großer Standort der Gesundheitsbranche. Kretschmann: „. Das ist einer der Gründe, warum Sie so exzellente Arbeitsmarktzahlen haben in dieser Raumschaft“.
„Fahrzeugbau, Maschinenbau, Anlagenbau – das sagt jeder Baden-Württemberger im Halbschlaf“, so Kretschmann, wenn man die Menschen nach der wirtschaftlichen Stärke ihres Bundeslandes frage. Allerdings, so der Ministerpräsident weiter, sei „bei der Gesundheitswirtschaft noch zu wenig im Bewusstsein, dass wir ein ganz starker Standort sind“. Dabei weise diese Branche rund eine Million Arbeitsplätze im Land auf – „in höchst innovativen Sparten“. Kretschmann betonte, er werde auch in Zukunft der Gesundheitswirtschaft und ihren Unternehmen in Baden-Württemberg höchste Bedeutung beimessen: „Die Gesundheitswirtschaft wird einer der Schwerpunkte der nächsten Legislaturperiode, so mir denn der Wähler und die Wählerin wieder den Auftrag erteilen, dieses Land weiter politisch zu führen“.
Di eingeladenen Unternehmer nutzten die Chance, dem Ministerpräsidenten Innovationen ihrer Firmen anschaulich zu präsentieren. Dr. Tobias Polifke, Chef der Wangener Firma Candor Bioscience, berichtete: seit einem halben Jahr sei das Hauptgeschäft von Candor die Spezialisierung auf Corona-Tests, mit denen man nicht nur Antikörper, sondern auch Antigene und über Schnelltests zudem direkte Erreger nachweisen kann. Die Test-Kits von Candor seien mittlerweile in den wichtigen Diagnostik-Märkten weltweit vertreten oder stehen kurz vor der Zulassung. Digtalisierungs-Experte Frank Gläss aus Weingarten hat nicht nur bei Candor Betriebsabläufe optimiert. Er stellte einen ganz besonderen „ nicht-menschlichen Mitarbeiter, nämlich einen Roboter“ vor, den seine Firma für den Einsatz in einer großen Ravensburger Pharma-Unternehmen programmiert und ausgerüstet hat, um den Menschen „monotone aber komplexe“ Tätigkeiten abzunehmen. Die besondere Herausforderung: der Roboter arbeitet in einem Raum gemeinsam mit Menschen. Deswegen sei die „Risikobetrachtung“ sehr wichtig gewesen. Während die beiden ersten Unternehmen weniger als 20 Menschen beschäftigen, bietet das Familienunternehmen Wenglor aus Tettnang rund 1000 Arbeitsplätze weltweit. Wenglor entwickelt intelligente Sensortechnologien, Sicherheits- und Bildverarbeitungssysteme mit modernsten Kommunikationsstandards für die Industrie weltweit. Auch im Gesundheitsbereich sei das Unternehmen tätig, so die beiden Brüder Baur, die in zweiter Generation Wenglor führen. Etwa mit lichtgesteuerter Temperaturmessung oder auch in der Ausrüstung von Computertomographen.
Kretschmann zeigte sich beeindruckt von der Innovationskraft der Unternehmer, mit denen er intensiv Fragen des Standorts und der „Industrie 4.0“ diskutierte. Kretschmann: „Ich habe allergrößten Respekt, wie sich unsere Mittelständler nach der Decke strecken, um innovativ zu bleiben am Mark. Wir wollen Ihnen als innovative Unternehmen natürlich auch weiterhin gute politische Rahmenbedingungen bieten“.